
Wer war er?
Ein Prophet.
Was sind Propheten?
Sagen sie die Zukunft voraus?
Auch.
Was heißt auch. Was denn noch.
Sie erinnern uns an den Weg mit Gott, wenn wir im Begriff sind, ihn zu verlassen. Das ist nicht immer angenehm; weder für den, der erinnert, noch für den, der erinnert wird.
Woher haben die Propheten die Kraft dazu, gegen den Strom der Zeit zu schwimmen? Woher haben sie den Mut dazu. Sie haben eine Erfahrung mit dem, der sie sendet. Sie haben ein „Sendungsbewußtsein“. Sie gehen den Menschen auf die Nerven, wenn es sein muß. Warum und wann muß es sein? Wenn zum Beispiel die Kirche sich verirrt und es eine Korrektur geben muß, um eine Herausgerufene zu bleiben und nicht einfach die wird, die alles mitmacht. Nur weil es dann so schön nett wird. Sören Kierkegaard hat das viel drastischer formuliert.
„Und er sprach zu mir: Du Menschenkind, tritt auf deine Füße, so will ich mit dir reden. Und als er so mit mir redete, kam Leben in mich und stellte mich auf meine Füße und ich hörte dem zu, der mit mir redete. Und er sprach zu mir: Du Menschenkind, ich sende dich zu den Israeliten, zu dem abtrünnigen Volk, das von mir abtrünnig geworden ist. Sie und ihre Väter haben bis auf den heutigen Tag wider mich gesündigt. Und die Söhne, zu denen ich dich sende, haben harte Köpfe und verstockte Herzen. Zu denen sollst du sagen: SO SPRICHT GOTT DER HERR! – Sie gehorchen oder lassen es – denn sie sind ein Haus des Widerspruchs – dennoch sollen sie wissen, daß ein Prophet unter ihnen ist.“
In unseren Textzusammenhängen wird der Prophet in das Wächteramt gerufen, der darauf achtet, daß in aller Verwirrung des Krieges, der Unterdrückung, der Wegführung Israels die lebenserhaltende Substanz für den einzelnen und die Gemeinschaft der Glaubenden nicht weggeworfen wird, sondern eingenommen wird wie Medizin. Um zu bleiben in der Fremde als das, was von Anfang an der Schöpfer gemeint hat. Um zu werden unterwegs, in Gefangenschaft, in Bedrohung, als das, zu was der HERR sie berufen hat in seinem Bund.
Es ist gerade ein Verein gegründet worden, der den Namen hat: GLAUBEN, MUT, FREIHEIT. In der Tradition von 1989 als Christen sich in der Kraft des Glaubens verbündet haben mit Nicht-Christen und Nicht-Glaubenden. Damit es nicht vergessen wird unter Christen: wir sind nicht bündnisfähig, also auch nicht politikfähig, wenn uns der GLAUBE ausgeht. Wenn die Reihenfolge nicht mehr stimmt. Das genau entspricht dem prophetischen Auftrag, den wir damals angenommen haben: Das Evangelium zu verkündigen „einem halsstarrigen Volk“, „dem Hause des Widerspruchs“.
Erst dann kann es Mut geben. Und nur dann wächst Freiheit. Freiheit zum Frieden, Freiheit zur Gerechtigkeit.
„Geh, iß das Wort Gottes, die Substanz. Verinnerliche sie. Die Schrift, damit du keine Angst hast weder vor diesem Haus, deinem eigenen Haus des Widerspruchs, noch vor denen, die dein Volk weggeführt haben.“
Durch das H ö r e n auf das Wort Gottes kommt der notwendende GLAUBE, sagt Jesus zu seinen Jüngern.
Dasselbe sagt der HERR zu seinem MENSCHENKIND, zu allen MENSCHENKINDERN.
Erst wenn der GLAUBE gewachsen ist wie ein Senfbaum, wird es die Frucht des Mutes geben.
Die Kraft zum Kämpfen. Im Alltag, in der eigenen Existenz. Und historisch – eine Zukunft für die an den Flüssen Babylons. Dann hat das Weinen ein Ende. Eine Umkehr findet statt. Und dann vielleicht auch eine Rückkehr in das geschändete Land, in die geschändete Stadt, um sie wieder aufzubauen. Um mit der 2. Chance zu leben.
Sie müssen ihre Identität behalten und wiederfinden, sonst ist alles verloren.
Also: Was ist ein Prophetenamt?
Einmalig sagt die Religionsgeschichte. Nur so: im Judentum!
Wir stehen in einer Reihe mit Mose, der sich auch weigern wollte, den Auftrag zu übernehmen. Mit allen Propheten, die sich weigerten, weil sie nicht gut reden konnten, weil sie wußten: die Nähe Gottes verändert alles. Sie kann auch verbrennen. Das Feuer des lebendigen Gottes.
Und doch, sie sahen seine Herrlichkeit, gerade in Bedrängnis. Sein Angesicht. Es war ihnen gar nicht möglich, sich zu entziehen. Auf einmal war die aufgerichtete Kraft Gottes in den Ebenen Assyriens und Babylons keine Bedrohung mehr, sondern Schutz und Schirm und Engelshand – wenn sie widersprechen. Wenn sie die Freiheit gegen sich selber benutzen, um es nicht zu hören: Das Wort Gottes – an sie gerichtet.
Das WORT DES HERRN.
Ja, sie können NEIN sagen.
Ja, sie können JA sagen.
Sie hören oder sie lassen es.
Hesekiel hat es ihnen vorgelegt. Sein Wort, sein Gesetz, sein Sakrament. Seine GNADE. „Sie hören es und befolgen es. Oder sie lassen es sein. Das Haus des Widerspruchs. Bekümmere Dich nicht, sage, was Du zu sagen hast. Sie haben eine Stirn aus Erz. Du sollst sie auch haben. – Spricht der, der mit dir geht.“
Wie haben wir gesungen: „Ich möchte, daß einer mit mir geht, der das Leben kennt, der mich versteht… Sie nennen ihn den Herren Christ, der für uns in den Tod gegangen ist.“ – Ich erinnere mich. AMEN. SO SEI ES. Hier kannst Du ein eigenes Gebet sprechen aus dem Schatz Deiner Erinnerung. Tu es. BITTE. Sei Berlin, sei Sonntag in Berlin, sei WOSKRESENIE. AMEN. Amen.
Passion und Auferstehung. WORT UND SAKRAMENT. Nimm es. BITTE.
Textgrundlage Hesekiel 2, 1 – 5, 8 – 10; 3, 1-3